Eine Reise durch El Salvador
In den Listen der beliebtesten Urlaubsziele wird man El Salvador in der Regel nicht finden. Die meisten Menschen kennen das Land nicht und was unbekannt ist, bliebt leider häufig auch unbekannt. Schade, denn El Salvador ist ein wunderbares Land.
Ein vergessenes Land
Sie können El Salvador mit dem südamerikanischen Uruguay vergleichen. Keines der beiden Länder hat wirkliche Highlights, und doch will man, sobald man einmal da ist, eigentlich nie wieder weg. Es herrscht einfach eine wunderbare Atmosphäre, die Menschen sind freundlich, das Landesinnere ist wunderschön mit malerischen Dörfern und an der Küste finden Sie idyllische Buchten mit atemberaubenden Stränden. Für mich ist El Salvador ein wunderbares Land mit einer sehr freundlichen Bevölkerung. Auch Reisende, die mit uns in diesem Land unterwegs waren, haben diese Erfahrung gemacht.
Eine vielversprechende Ankunft
Ich bin im Norden Nicaraguas an Bord eines Schiffes gegangen und fahre durch den Golf von Fonseca nach El Salvador, dem kleinsten Land Mittelamerikas. Schwärme von Seevögeln sind auf der Suche nach Fischen für ihre Nester auf einer der vielen unbewohnten Inseln, an denen wir mit dem Boot vorbeifahren. Manchmal wurden hier auch Delfine gesichtet, aber das ist heute leider nicht der Fall. Das Boot, das mich aus Nicaragua brachte, legt im Hafen von La Unión an. "Bienvenidos a El Salvador" steht auf dem Holzschild über dem kleinen Steg, der mir den Zugang zu diesem vielversprechenden Land ermöglicht. Nachdem der örtliche Zollbeamte meine offizielle Einreise ins Land abgestempelt hat, esse ich in einem Restaurant frischen Fisch mit Blick auf die Bucht von La Unión.
Ein Paradies für Surfer
Das verschlafene Fischerdorf El Cuco ist mein nächstes Ziel. Dieser Ort wird unter eifrigen Surfern immer berühmter. Die vielen Buchten an der Küste El Salvadors gehören zu den besten Surfrevieren der Welt. Vom Hafen aus ist es nur eine Stunde Fahrt nach El Cuco. Der erste Teil der Route führt durch das Landesinnere, mit Blick auf grüne Berge und Vulkangipfel. Dann fahren wir entlang einer spektakulären Küstenlinie mit beeindruckenden Klippen, die sich mit weiten Buchten abwechseln, in denen das Meer durch dunkel gefärbte Sandstrände vom tropischen Grün getrennt ist.
Unten brechen sich die Wellen an meist menschenleeren Stränden. Wir laufen über die Straße, ab und zu vorbei an schönen Landhäusern. Auf dem Weg sehe ich ein spezielles Verkehrsschild mit der Aufschrift: "Reduzca velocidad surfistas en la vía". Frei übersetzt: "Reduzieren Sie die Geschwindigkeit für überquerende Surfer". Es scheint typisch für die Küstenregion El Salvadors zu sein und eigentlich kann man die typische entspannte Atmosphäre des Landes nicht besser charakterisieren.
Hotel Los Mangos
Nach einer Stunde Fahrt erreiche ich das Hotel Los Mangos, etwas außerhalb von El Cuco. Dieses kleine Hotel mit Blick auf Punta Mangos und den Pazifischen Ozean wird von der Niederländerin Esther van Dort und ihrem salvadorianischen Ehemann geführt. Vom Hotel, dem Swimmingpool und der überdachten, aber offenen Restaurant-Bar aus hat man einen phänomenalen Ausblick auf den Sonnenuntergang. Nach einer guten Nachtruhe mache ich mich auf, um die Gegend zu erkunden. In El Cuco steige ich in ein Kajak, um ein Mangrovengebiet zu erkunden. Es ist ein Gebiet, in das viele Vögel zum Brüten kommen.
Meeresschildkröten
Später am Tag besuche ich das Surferdorf El Zonte und das Schutz- und Zuchtprojekt für Meeresschildkröten. Hier werden die Eier ausgebrütet, bevor die jungen Schildkröten am Strand ausgesetzt werden, um ins Meer zu gehen. Früher wurden die Eier ausgegraben und zum Verzehr verwendet, was dazu führte, dass die Meeresschildkröten zu verschwinden schienen. Mit der FUNZEL-Initiative soll die Schildkrötenpopulation auf einem bestimmten Niveau gehalten werden. Ein Mitarbeiter erzählt mir mehr über das Projekt, danach lassen wir ein paar Schildkröten am Strand frei. Ein ganz besonderes Erlebnis!
Das Mittagessen in Los Mangos besteht aus Pupusas, dem nationalen Gericht von El Salvador. Sie sehen aus wie Tortillas, aber der Teig wird gefüllt und dann gebacken. Um das Mittagessen sacken zu lassen, steige ich die Treppe zur kleinen, verlassenen Bucht hinunter und mache einen kurzen Spaziergang über den schwarzen Sandstrand. Es ist warm, also nehme ich ein erfrischendes Bad in den Wellen.
Weiter ins Landesinnere
Am nächsten Morgen verlasse ich die Küste und fahre ins Landesinnere. Hier ist es besonders grün und die Landschaft wird von den 23 Vulkanen des Landes geprägt. Auf dem Weg dorthin komme ich an Puerto Barillas vorbei. Dies ist ein riesiges Privatgrundstück, das sich an der Bucht von Jiquilisco befindet. Dieses riesige Mangrovengebiet ist der Lebensraum von Seevögeln, einigen Affen, Kaimanen und Meeresschildkröten. Auf dem Landgut Puerto Barillas befinden sich eine Kakaoplantage, ein kleiner Yachthafen und ein Gästehaus.
Eine schmerzhafte Vergangenheit, eine strahlende Zukunft
Die Reise geht weiter nach San Salvador, der Hauptstadt des Landes. Von den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts bis in die frühen 90er Jahre herrschte in El Salvador ein Bürgerkrieg, in dem viele ihr Leben verloren. Ich besuche das Denkmal in San Salvador, auf dem 30.000 Namen von zivilen Opfern stehen, die in diesem Krieg gefallen sind. Es berührt mich, wenn ich an der riesigen Mauer entlang gehe und die Namen lese. Ich habe den Eindruck, dass die junge Bevölkerung von heute dies hinter sich lassen und positiv auf eine gute Zukunft hinarbeiten möchte. Es ist auch die Atmosphäre, die ich in diesem Land empfinde: angenehm und positiv.
Singende Vögel auf dem zentralen Platz
Ich beschließe, die Hauptstadt hinter mir zu lassen und in das malerische Städtchen Suchitoto weiterzureisen. Diese verschlafene Stadt überblickt den Suchitlán-See. In Suchitoto scheint es, als sei die Zeit stehen geblieben. Die Vögel singen in den Bäumen auf dem zentralen Platz, während ich die malerische weiße Fassade der Kirche San Lucia betrachte, die sich auf diesem Platz befindet. Es ist ein Vergnügen, durch die charakteristischen Straßen zu schlendern. Am Rande des Dorfes haben Sie einen atemberaubenden Blick auf den Suchitlán-See und seine grüne Umgebung mit den Gipfeln der Vulkane im Hintergrund.
Aufenthalt in Los Almendros de San Lorenzo
Mein Lieblingshotel in diesem Dorf ist zweifellos das Los Almendros de San Lorenzo. Dieses charmante Hotel befindet sich in einem historischen Gebäude aus dem Jahr 1805 und liegt am Rande des Zentrums. In 17 Monaten wurde dieses schöne Gebäude von den Eigentümern Pascal Lebailly und seinem Partner Joaquín Rodezno komplett restauriert und erstrahlt nun in neuem Glanz. Pascal kommt ursprünglich aus Frankreich, wo er Veranstaltungen in der Modebranche organisierte. Joaquín stammt aus El Salvador und diente seinem Land als Botschafter in Paris, Brüssel und Rom. Die 6 attraktiven Zimmer befinden sich auf dem schön gestalteten Innenhof. Auf der anderen Straßenseite verfügt das Hotel auch über luxuriöse Hochzeitssuiten. Ein wirklich bezaubernder Ort, an dem Sie rundum verwöhnt werden.
Das Pompeii der Maya
Suchitoto ist nicht das einzige, was das Landesinnere von El Salvador zu bieten hat. Ich besuche die archäologische Stätte von Joya de Cerén. Joya de Cerén ist das Pompeii der Maya-Kultur. Dieses Bauerndorf aus der Zeit der Maya wurde 640 n. Chr. komplett unter Lava begraben und ist daher perfekt erhalten. Das Besondere an diesem Ort ist, dass es sich um ein gewöhnliches Bauerndorf handelt, während es sich bei den meisten archäologischen Stätten aus der Maya-Kultur um Königsstädte, Paläste oder Gräber des Adels und wohlhabender Familien handelt. Durch die Forschungen in Joya de Cerén wird mehr über das alltägliche Leben auf dem Lande während der Maya-Zivilisation deutlich und das macht diese Stätte einzigartig.
Ruta de las Flores
Danach fahre ich weiter nach Sonsonate, um die Ruta de las Flores zu beginnen, eine malerische Route zwischen den Orten Sonsonate und Concepción de Ataco. Die Route verdankt ihren Namen den vielen Blumen, die hier vor allem in der Zeit von November bis Februar blühen. Blumen und bunte Dörfer wechseln sich mit der charakteristischen Landschaft der Kaffeeplantagen ab.
An einem Essensstand auf dem belebten Platz vor der Kirche bestelle ich eine leckere Pupusa. Die Atmosphäre hier ist freundlich und entspannt. Als ich meine Fahrt nach Concepción de Ataco, im Volksmund auch Ataco genannt, fortsetze, verdunkelt sich das Wetter. Dunkle Wolken ziehen auf und kündigen einen heftigen Regenschauer an. Diese Gegend ist daher auch ein attraktives Urlaubsziel für El Salvadorianer, die der Hitze der Küste und des Tieflandes entkommen wollen. Ataco ist ein besonderes Dorf, das Im Jahr 2004 an einem lokalen Wettbewerb um das lebendigste Dorf in El Salvador teilnahm. Man entschied sich, dem Dorf ein komplettes Makeover mit Wandmalereien zu verpassen und fühlt es sich an, als würde man in einem Freilichtmuseum herumlaufen. Wenn Sie Street Art mögen, dann ist Ataco ein absolutes Muss.
Das Bild ist komplett
Meine Reise durch dieses wunderschöne, noch unentdeckte mittelamerikanische Land endet an der Küste bei La Libertad. Ich erreiche diese Stadt über eine atemberaubend schöne Küstenstraße. Die Strände rund um diesen Ort sind etwas voller, vor allem in den Ferien oder an den Wochenenden, weil viele Einwohner der Hauptstadt ihre freien Tage in diesem Küstengebiet verbringen wollen. Ich setze mich auf die Terrasse am Pool und blicke auf das Meer hinaus. Vor mir sitzen drei ältere Männer. Sie scheinen alte Surfer zu sein, die die Jüngeren im Meer beobachten und beurteilen. Für mich macht dies das Bild komplett.
Mehr über eine Reise nach El Salvador
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